Legasthenie.

Ist der Begriff Legasthenie eigentlich ein Schimpfwort?

Es wird zumindest häufig verwendet, wenn man sich negativ über einen Menschen auslässt.

Legasthenie Foto

Ein prominenter Fernsehkoch hat in seiner Sendung den Begriff des „Messer-Legasthenikers“ verwendet. Er wollte Menschen beschreiben, die Gemüse nicht ganz so flott kleinschneiden können, wie er selber.

Das ist Diskriminierung in Reinkultur.
Oder?

Letztlich hat er damit zum Ausdruck gebracht, wie er andere Menschen wahrnimmt. Und zusätzlich dass er von Legasthenie keine Ahnung hat.

Ein wahrer Kern steckt aber dennoch dahinter:

Legastheniker sind mit Vorurteilen behaftet.
Bei denen stimmt irgend etwas nicht.
Die sind nicht ganz richtig im Kopf.
Bisschen doof halt.
Oder zurückgeblieben.

Bevor wir jetzt aber weiter in Vorurteilen rumstolpern, versuchen wir es doch zuerst mal mit einem Lexikon. Einverstanden?

Stopp!
Ich schau mal vorher ins Internet.
Ist doch schließlich Wissensplatz Nr. 1 in der heutigen Welt.

Platz 1 in den Suchergebnissen von Frau Google führt uns zu wissen.de

Dort finden wir folgenden Eintrag:

Legasthenie

[griechisch] Lese-Rechtschreib-Schwäche

eine aus dem Rahmen der übrigen Leistungen fallende Schwäche im Erlernen des Lesens und Schreibens bei sonst normaler Intelligenz; äußert sich im Verwechseln einzelner Buchstaben oder Wortteile. Die Ursachen der Legasthenie sind noch nicht vollständig geklärt. Lange Zeit wurden z. B. Linkshändigkeit (besonders bei Umerziehung zur Rechtshändigkeit) und Sprachschwäche (Wortschatzarmut), auch methodische Fehler beim Erstleseunterricht angenommen. Auf der Basis neuerer linguistischer Modelle des Lesens nimmt man heute an, dass Legasthenie durch ein Defizit bei der Lautverarbeitung im Gehirn entsteht. Logik und Wortschatz, Konzeptbildung und Fähigkeiten zur Problemlösung bleiben davon unberührt. Legasthenie lässt sich durch intensive Übungen, auch logopädische Unterstützung abbauen;


Das kann ja wohl nicht wahr sein. Oder?

Da steht, dass der Begriff wohl aus dem griechischen kommt.
Und Lese-Rechtschreib-Schwäche soll dann die Übersetzung dazu sein?
Das wäre dann wohl falsch.

Aber mir fällt noch etwas anderes auf:
Dieser Text besteht beinahe ausschließlich aus Vermutungen. 
Formulierungen wie "...noch nicht vollständig geklärt..." oder "...nimmt man heute an..." klingen ja ober-unsicher.

Dann schauen wir doch mal weiter:

Im Dorsch - Lexikon der Psychologie finden wir dann, was wir suchen:

Legasthenie

(= L.) [engl. dyslexia; lat. legere lesen, gr. ἀσθένεια (astheneia) Kraftlosigkeit, Schwäche], [KLI, PÄD], der Begriff L. wird meist syn. mit dem Begriff (spezif.) Lese-Rechtschreib-Störung verwendet. Nach der Diskrepanzdefinition (Lese-Rechtschreib-Störung, Diskrepanzdefinition) werden Kinder mit L. von Kindern mit einer (allg.) Lese-Rechtschreib-Schwäche abgegrenzt. Eine L. gilt als zentralnervös begründet und stabil, eine Lese-Rechtschreib-Schwäche als vorübergehend und primär durch schlechte Lernbedingungen verursacht. Die L. zählt nach dem Klassifikationssystem ICD-10 (Klassifikation psychischer Störungen) zu den umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (F81), wobei zw. einer Lese-Rechtschreib-Störung (F81.0) und einer isolierten Rechtschreibstörung (F81.1) unterschieden wird. Hauptmerkmal der L. ist eine erhebliche Beeinträchtigung beim Lesen- und Schreibenlernen. Beim Lesen können die Lesegeschwindigkeit, die Lesegenauigkeit und in Folge auch das Leseverständnis betroffen sein. Beim Rechtschreiben fällt eine überdurchschnittlich hohe Anzahl von Rechtschreibfehlern auf, wobei dasselbe Wort in einem Text unterschiedlich falsch geschrieben werden kann. Bei der Ursachensuche fokussieren versch. Forschungsdisziplinen auf potenziell gestörte Funktionsbereiche, hirnorganische Auffälligkeiten und genetische Besonderheiten. Als empirisch belegt gelten eine genetische Beteiligung und Defizite bei der phonologischen Informationsverarbeitung und der Sprachverarbeitung, in Einzelfällen auch bei der visuellen Informationsverarbeitung. Ein moderierender Einfluss wird Umweltbedingungen (z.B. häusliche Lesesozialisation) und Persönlichkeitsfaktoren (z.B. geringes schulisches Selbstkonzept) zugesprochen.


Diese Beschreibung ist zwar besser.
Aber immer noch diskussionsfähig.

Positiv ist zu vermerken, dass hier zwischen Legasthenie und Lese-Rechtschreibschwäche unterschieden wird.

Allerdings ist auch hier im Wesentlichen die Definition der Lese-Rechtschreibschwäche abgedruckt.

Warum ist das so?

Ob uns der Blick in Wikipedia weiter hilft?
Enttäuschung!
Dort macht man es sich nämlich noch einfacher:
Wikipedia schickt dich direkt auf Lese-Rechtschreibschwäche, wenn du Legasthenie als Suchbegriff eingibst.
Dort existiert also überhaupt keine eigene Definition zu Legasthenie.
Du musst mir das nicht glauben.
Du kannst es ausprobieren: Legasthenie in Wikipedia suchen

Ich denke daher, dass es durchaus Sinn macht, wenn wir uns mit diesem Begriff Legasthenie mal ein wenig intensiver zu befassen.
Hast du Lust dazu?

Dann schenk mir noch ein paar Minuten deiner Zeit.

Schnelle Orientierung

Kaum ein Wissensgebiet wird so kontrovers beschrieben, wie das der Legasthenie.
Dafür gibt es einen geschichtlichen Ursprung - lass uns damit starten:


Die Geschichte der Legasthenie

Der Begriff der Legasthenie ist erst seit etwa 100 Jahren bekannt.
Das macht ja auch Sinn:
Erst, als immer mehr Menschen überhaupt schreiben konnten, fiel auf, dass manche es leichter lernen und andere eher Schwierigkeiten damit haben.

Als erster (zumindest soweit es heute dokumentiert ist) befasste sich der Neurologe Kussmaul im Jahr 1877 mit dem Problem. Ihm fiel damals auf, dass der Umgang mit geschriebener Sprache für seinen eigenen Sohn schwierig war. Er prägte damals den Begriff „Wortblindheit“.

Dann passierte etwas, worunter betroffene Kinder wohl bis heute zu leiden haben:
Der ungarische Psychologe Pal Ranschburg beschäftigte sich ab 1916 mit dem Erlernen des Lesens und Schreibens. Dabei prägte er den Begriff Legasthenie.

Ob jetzt der erste Teil des Wortes aus dem lateinischen von legere = lesen, oder aus dem griechischen legein = sprechen abgeleitet ist, ist nicht entscheidend.
Der zweite Wortteil kommt von Asteneia und steht für Schwäche. Unter Wissenschaftlern war Asthenie eine übliche Bezeichnung für „eine konstitutionelle oder angeborene Schwäche“.
Ranschburg war es dann auch, der es in Worte fasste:

Leseschwäche resultierte für ihn aus „einer nachhaltigen Rückständigkeit höheren Grades in der geistigen Entwicklung des Kindes.“
Er sparte durchaus auch nicht mit noch krasseren Ausdrucksweisen:
„Partielle Idiotie“ oder „partieller Intelligenzdefekt“ hat Ranschburg verwendet.

Damit war es raus:
Das Kind hat sie nicht alle.
Ist blöd.
Schwachsinnig.
Zumindest ein bisschen dumm.

Also ... nicht komplett blöd.
Deshalb das partielle in der Bezeichnung.
Aber 'ne Klatsche hat das Kind schon.
Soviel stand für ihn offenbar fest.

Das eigentlich fatale an solchen Äußerungen ist deren Haltbarkeit.
Blöde Bemerkungen haben kein Verfallsdatum.
Viele Menschen halten Legastheniker bis heute für geistig minderbemittelt.
Für zurückgeblieben.

Heute weiß man, dass das nicht stimmt.
Das ist allerdings noch nicht in allen Köpfen angekommen.

Um 1930 gab es dann einen Versuch vom Begriff Legasthenie weg zu kommen. Man einigte sich damals auf „Dyslexie“ - als eine „Störung des Lesens und Schreibens“.
Das scheint ja zunächst ein Schritt in die richtige Richtung zu sein.
Man beachte aber die Verwendung des Begriffs Störung.
Für Mediziner ist eine Störung immer auch gleichbedeutend mit Krankheit.

Jetzt sollte man meinen, dass sich von dem Moment an etwas verändert.

Aber das Gegenteil ist der Fall:
Jetzt versucht man Symptome zu definieren, die für eine Legasthenie sprechen.
Dabei waren die Amerikaner schneller als wir. 
Aber auch hier passierte es:

Es zeigt sich nämlich einmal mehr, was einzelne Formulierungen bewirken können: Man spricht in Amerika in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts immer noch von einer „minimal brain damage“.
Einem minimalen Hirn-Schaden also.
Umgangssprachlich ein kleiner Dachschaden.
Nur klein.
Nicht komplett blöd.

Dennoch setzt sich im Lauf der 50er-Jahre dann erstmals die Ansicht durch, dass Legasthenie wohl doch nur eine Problematik in einem kleinen Teilbereich des Körpers ist.
Also doch keine Komplett-Klatsche.

Seitdem gibt es den Begriff Teilleistungsstörung.
Es erwacht die Erkenntnis:
Die Kids sind doch nicht doof!
Endlich!

Das änderte aber leider wieder nichts daran, dass Kinder, die Legasthenie hatten, bis in die 60er- und wohl auch 70er-Jahre hinein, bei uns eher auf Sonderschulen geschickt wurden.

Überrascht es, wenn diese Kinder weit unter ihren Möglichkeiten blieben?
Erstaunt uns deren oft mangelndes Selbstbewusstsein?
Dass viele Karrieremöglichkeiten gar nicht oder nur sehr eingeschränkt genutzt wurden?
Oft ungeeignete Berufe gewählt wurden?
Das ist alles nicht überraschend.
Aber darauf gehe ich später genauer ein.


Welche Ursachen gibt es für Legasthenie?

Wie im vorherigen Absatz beschrieben, ging man lange Zeit davon aus, dass möglicherweise eine Hirnschädigung für die Legasthenie verantwortlich sei.
Allerdings wird selbst in wissenschaftlichen Darstellung häufig darauf hingewiesen, dass dies nicht sicher bewiesen sei.
Dabei findet man die ganze Bandbreite, die man sich nur vorstellen kann:
Manche beschrieben konkret eine „Schädigung der linken Hirnhälfte während der Schwangerschaft oder Geburt“ als Ursache. Andere erklären, dass möglicherweise auch genetische Defekte als Ursache der Legasthenie in Frage kommen könnten.

Wieder andere Veröffentlichungen sprechen von „den Teilen des Gehirns, die für Buchstaben und Zahlen zuständig sind und nicht zuverlässig arbeiten."

Heute sind wir weiter: Aktuellste wissenschaftliche Forschungen glauben erkannt zu haben, dass das DCDC2-Gen als Ursache eine Rolle spielt. Damit wäre dann bewiesen, dass Legasthenie eben doch eine genetische Ursache hat, oder? Tja.

Die Wissenschaftler, die dieses Gen entdeckt haben, weisen selber darauf hin, dass man über die genauen Zusammenhänge noch nicht Bescheid wisse.

Ich erinnere mich gerade an ein Gespräch, das ich höchstpersönlich mit einem Hirnforscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) führen konnte:

Ich versuche seine Worte mal aus meiner Erinnerung zu notieren:

„Die meisten Menschen haben ganz falsche Vorstellungen, was wir Hirnforscher können. Ich versuche es an einem Bild zu erklären:

Stellen Sie sich vor, sie befinden sich in einem Fesselballon über einer Großstadt. Sie können also von dort oben die gesamte Stadt überblicken. Stellen sie sich vor, dass dies sogar einige Stunden lang möglich ist.

Sie erkennen Straßen, Wohnbereiche und Industrieanlagen.
Wenn es abends dunkel wird, geht in den Straßen die Beleuchtung an. In den Wohnbezirken erleuchten nach und nach immer mehr Fenster. In den Produktionsbereichen erlöschen hingegen die meisten Lichter. 

Dann kommen wir jetzt zur Hirnforschung:
So ähnlich wie dieses Bild sehen wir ein Gehirn. Wir erkennen, wann welcher Bereich arbeitet. Und auch, wann die Aktivität in einem bestimmten Bereich nachlässt. Wir erkennen sogar, wie die einzelnen Bereiche miteinander zusammenhängen. Mehr ist es allerdings nicht... was wir erkennen. 

Viele Menschen glauben heute, dass wir wissen, was hinter den Fenstern gesprochen wird.
Davon sind wir noch ein gutes Stück entfernt.“


Welche körperlichen Auffälligkeiten gibt es bei Legasthenie?

Ist - rein körperlich betrachtet - bei Legasthenikern irgend etwas anders?
Ist die Legasthenie vielleicht sogar angeboren?

Ganz genau weiß man das bis heute offenbar nicht.

Mir ist eine amerikanische Studie bekannt, die sich mit der räumlichen Ausprägung des Verbindungsstranges zwischen den Hirnhälften befasst. Fachleute bezeichnen den als Corpus callosum.
Durch computertomographische Untersuchungen hat man entdeckt, dass die Stärke dieser Verbindung bei Menschen mit Legasthenie häufig schwächer ausgeprägt ist.
Das kann aber kaum als Ursache dingfest gemacht werden.

Eines weiß man aber heute recht konkret:
Legasthenie ist nur ein kleiner Teilbereich des Lernens. Deshalb darf man sich keinesfalls auf einen einzelnen Bereich des Körpers konzentrieren.

Schlagworte die Eltern immer wieder hören, sind

  • Hörvermögen
    Hört das Kind richtig?
    Kann es einzelne Laute eindeutig unterscheiden?

  • Aufmerksamkeit
    Zeigt es Interesse?

  • Konzentrationsfähigkeit
    Lässt es sich leicht ablenken?
    Bleibt es bei der Sache?
    Oder verliert es nach kurzer Zeit einen Gedanken?

  • Depression?
    Zieht sich das Kind eher zurück?

  • Selbstbewusstsein
    Ist das Kind eher introvertiert?
    Oder ist es ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen?

  • Eigenwahrnehmung
    Wie spricht das Kind über sich selber?
    Welche Antwort gibt es, wenn sie es fragen, was es besonders gut kann?
    Antwortet es überhaupt?

Sorry. Jetzt bin ich ein wenig durcheinander gekommen. Das sind natürlich nicht alles ausschließlich körperliche Reaktionen. Vieles spielt hier auch ins Mentale oder Pädagogische oder Psychologische hinein. Ich finde es aber auch extrem schwierig, das alles voneinander zu trennen.

Ich schlage vor, wir schauen deshalb noch auf den Zusammenhang zwischen Legasthenie und anderen Auffälligkeiten. Und erst danach gucken wir auf die möglichen Auswirkungen einer Legasthenie. Einverstanden?


Wo ist der Unterschied zwischen Legasthenie und Analphabetismus?

Analphabeten sind Menschen die nicht schreiben können.
Sei es, weil sie nie unterrichtet wurden. Oder auch, weil sie trotz erfolgtem Unterricht es nicht geschafft haben, die Schrift-Sprache zu erlernen.

Man weiß heute, dass einige Voraussetzungen zum Entstehen des Analphabetismus die gleichen sind, wie für Legasthenie. Aber darauf möchte ich hier nicht näher eingehen.

Viel wichtiger erscheint mir die folgende Frage:

Ist Legasthenie eine Krankheit?

In allen Definitionen die wir vorhin zur Geschichte der Legasthenie besprochen haben, wird eine Legasthenie immer als Störung bezeichnet. Störungen sind für Mediziner immer krankhaft.
Daraus könnten wir jetzt folgern, dass Legasthenie eine Krankheit sein muss. Zumindest für die Mediziner.

Spannend wird es, wenn wir in den ICD-10 der WHO schauen.
Ups.
Das muss ich übersetzen:

ICD = International Statistical Classification of deseases and related health Problems.
Auf deutsch:
Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme.
Die gebräuchliche Kurzform: Internationales Verzeichnis der Krankheiten.

WHO = world health organisation.
Auf deutsch: Welt-Gesundheits-Organisation.

Nachdem wir jetzt also dort hinein geschaut haben, wissen wir, dass die WHO folgende Abstufung der Lese-Rechtschreib-Störung unterscheidet:

Lese-Rechtschreib-Störung (F81.0)

Isolierte Rechtschreib-Störung (F81.1)

Rechenstörung (F81.2)

kombinierte Störung schulischer Fähigkeiten (F81.3)

Noch ein offenes Wort zu Legasthenie als Krankheit:
Die Krankenkassen in Deutschland erkennen eine Legasthenie nicht als Krankheit an.

Über die Gründe kann ich hier nur spekulieren.
Eines liegt allerdings nahe: Wenn die Krankenkassen es als Krankheit anerkennen würden, dann müssten sie in der Folge auch für die Behandlung aufkommen.
Dazu sind sie nicht bereit.
Aber dazu kommen wir gleich noch einmal.


Gibt es verschiedene Formen der Legasthenie?

In der Literatur wird zwischen der literalen und der verbalen Legasthenie unterschieden.

Die literale Legasthenie bezeichnet die "Problematik mit Einzelbuchstaben". Diese Form wird nur ausgesprochen selten beobachtet. Sprich: sie gibt es nur sehr selten.

Die verbale Legasthenie bezeichnet die "Probleme ganze Wörter zu bewältigen". Davon sind möglicherweise 10-15 % der Bevölkerung betroffen.

Andere Unterscheidungen konnte ich nicht finden. Und alle Zahlenangaben in diesem Zusammenhang sollten wir mit großer Vorsicht genießen.
;-)

Schon deshalb, weil ich nicht sicher bin, ob jeder Legastheniker sich selber so erkennen würde. Das Gleiche gilt selbstverständlich auch für sein Umfeld.
Wenn ich davon ausgehe, dass es unterschiedliche Ausprägungen von Legasthenie gibt - dann muss der Übergang doch fließend sein.
Damit machen Zahlenangaben dann wenig Sinn.


Gibt es einen Zusammenhang mit anderen Erkrankungen?

Legasthenie und ADS/ADHS

Immer wieder berichten Eltern von Kindern mit Legasthenie, dass die Kids auch mit ADS oder ADHS zu tun haben.

ADS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom.

Bei ADHS kommt noch der Aspekt der Hyperaktivität hinzu.

Was sagen diese Begriffe überhaupt aus?
Aufmerksamkeitsdefizit sagt doch nur, dass ein Kind unaufmerksam ist. Dabei wird in keinster Weise die Ursache dieser Unaufmerksamkeit angesprochen.
Das finden Kinder oft nervig.

Kennt das nicht jeder von uns?
Wenn ich mich anstrengen muss, dann brauche ich auch mal hin und wieder eine Pause.
Wenn wir jetzt unterstellen, dass ein Kind den Schulunterricht anstrengend empfindet… dann wird es auch eine Pause machen.

Wie wirkt ein Kind, dass eine kurze Pause macht auf die Lehrkraft?
Das Kind schaut aus dem Fenster.
Oder es guckt Löcher in die Luft.
Seine Aufmerksamkeit ist in diesen Momenten woanders.
Wenn wir darüber nachdenken, ist das etwas völlig normales.
Das finden wir völlig in Ordnung.

Wir belegen das Ganze dann mit einem Fremdwort.
Und sorgen dafür, dass es negativ belegt erscheint.
Ein Defizit klingt immer negativ.
Und eine Erholungspause?
Darüber sollten wir mal nachdenken.


Legasthenie und Intelligenz
Sind Legastheniker einfach nur dumm?

Über das Vor-Urteil der doofen Legastheniker haben wir vorhin schon gesprochen. ;-)

Dass das nicht zutrifft, wissen wir heutzutage.
Aber wir haben auch besprochen, warum sich dieses Denken so lange in so vielen Köpfen hält.
Davon müssen wir weg.


Legasthenie und Hochbegabung

Von dem Vor-Urteil müssen wir auch weg.
Es kann sein, dass es hochbegabte Menschen gab oder gibt, die ein Problem mit dem Schreiben oder Lesen hatten oder haben. 

Das kann man im Internet auf fast allen Seiten lesen, die sich mit Legasthenie befassen.

Die Liste reicht von Mozart über Roosevelt bis zu Einstein.
Hoppla... da Vinci hätte ich beinahe vergessen.

Legasthenie bei Albert Einstein
Legasthenie bei Leonardo da Vinci

Diese Auflistungen sind totaler Quatsch!
Sicherlich haben viele dieser Menschen eine besondere Begabung.
In einer speziellen Richtung.

Aber etwas stört mich:

  • Wo ist der konkrete Nachweis der Legasthenie?
    Ich habe für keinen der aufgeführten Namen einen konkreten Beweis finden können.
    Vielleicht habe ich natürlich nur nicht intensiv genug gesucht.
    Oder es ist zu lange her.
    Nehmen wir mal den guten Wolfgang Amadeus:
    Wann hat er gelebt? - 1756 bis 1791.
    Da muss ich mal ne Frage fragen:
    Wie viele Menschen konnten zu dieser Zeit überhaupt schreiben? Und wie gut konnten die Menschen schreiben?
    Gab es einheitliche Rechtschreib-Regeln?
    Der Duden ist erst 1880 veröffentlicht worden.
    Folglich muss die Frage lauten:
    Wer war jemals so dreist, diese kühne Behauptung aufzustellen?

  • Oft wird der Umkehrschluss aus dieser Behauptung gezogen:
    Wenn Einstein Legastheniker war, dann steckt in jedem Legastheniker vielleicht ein kleiner Einstein.
    Er muss wahrscheinlich nur noch entdeckt werden.
    Und entsprechend gefördert.

Warum ist das für so viele Eltern so wichtig?

Tröstet es Eltern, deren Kind Legasthenie hat, wenn andere berühmte Persönlichkeiten das (möglicherweise) auch hatten?

Oder steckt dahinter die Hoffnung, dass hinter der Legasthenie ihres Kindes nur ein bisher verborgenes Talent schlummert? Eines, das nur darauf wartet, endlich entdeckt zu werden?

Diese Hoffnung wird sich in den meisten Fällen wohl nicht erfüllen.
Auch wenn es eine schöne Vorstellung ist: 5 - 10 % unserer Bevölkerung als zukünftige Mozarts oder andere Top-Talente.
Das sind doch rosige Zukunfts-Perspektiven, oder?
Da geht doch noch was…


Wenn es regnet, wird die Straße naß.

Das bedeutet im Umkehrschluss NICHT,
dass es geregnet hat, weil die Straße nass ist.

Es gibt auch Rohrbrüche,
Feuerwehr-Übungen,
Überschwemmungen,

geplatzte Swimming-Pools
und ausgekippte Wisch-Eimer ...


Hat mein Kind Legasthenie oder ist es einfach nur unglaublich faul?

Jedes Kind möchte lernen.
Und jedes Kind ist neugierig darauf, was die Welt ihm zu bieten hat.
Das ist ein Grundbedürfnis.

Kein Kind ist auf die Welt gekommen, um im Säuglingsstadium stehen zu bleiben.
Eltern nehmen die scheinbare Faulheit häufig als Begründung für schlechtere Leistungen ihrer Kinder.

Diese Eltern fordere ich auf, nach den Ursachen hinter dem Verhalten zu suchen.
Oder habt ihr dazu keinen Bock?
Ist das zu viel verlangt?


Legasthenie - oder ist mein Kind schlicht zu dumm?

Jetzt schließt sich der Kreis.

Wenn man der Argumentation aus dem letzten Jahrhundert folgt, dann kann man zu dieser Ansicht gelangen. Schaut man allerdings in die Erkenntnisse der letzten 20 oder 30 Jahre, weiß man, dass diese Ansicht gar nicht stimmen kann.

Großeltern sind da übrigens nicht immer die besten Ratgeber:
In deren Köpfen sind die Vorurteile, dass Legastheniker dumm sind, noch viel stärker verankert.

„Der muss sich nur mal richtig hinsetzen und was tun…“
„Wenn der sich mehr Mühe geben würde, dann hätte er auch bessere Noten…“

So wurde früher häufig argumentiert.
Man findet diese Argumente aber durchaus heute auch noch.
Es ist also noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten.

Wir haben selber sechs Enkel... ;-)


Legasthenie auf körperlicher Ebene

Arbeitet bei Legasthenikern das Gehirn anders?

Ich habe es ja schon zu Beginn des Artikels erwähnt: Der Verdacht mangelnder Intelligenz bis hin zur Idiotie wurde früher vermutet.
Deshalb wollen wir jetzt klären, ob im Gehirn Veränderungen feststellbar sind.

Die Schädigung der linken Hirnhälfte Während der Schwangerschaft oder bei der Geburt.
Für diese Behauptung konnte ich zumindest keine konkreten Nachweise in der Literatur finden.
Schließlich wäre das ja etwas, was heute durch Computertomographie oder Ultraschallaufnahmen sichtbar zu machen wäre.

In Amerika gab es Untersuchungen, die sich mit dem Corpus callosum beschäftigten. Das Corpus callosum bezeichnet die Nervenverbindung zwischen unseren beiden Gehirnhälften.
In der amerikanischen Forschung scheut man vor fast gar nichts zurück. So trennte man zu Forschungszwecken bei erkrankten Menschen diese Nervenverbindung einfach durch. Nur um herauszufinden, was dann passiert.
Eine grauslige Vorstellung, oder?

Die Erkenntnis war, dass die Menschen einen Korkenzieher benennen konnten - aber nicht wussten, was man mit diesem Ding machen kann.
Oder auch umgekehrt. Sie wussten dass man damit Korken aus Flaschen heraus bekommt - aber nicht wie das Ding heißt.
Die Verknüpfung zwischen Wortschatz und dem Bildgedächtnis ist getrennt. Das kann man allerdings auch durch wesentlich harmlosere Untersuchungen nachweisen...

Durch computertomographische Untersuchungen hat man in den 90er Jahren festgestellt, dass die räumliche Ausdehnung (also die Stärke dieses Verbindungsbalkens) bei Kindern mit Legasthenie geringer ist. Sprich: Die Nervenverbindung ist dünner.
Hat also weniger Nervenbahnen.
Die Folge könnte sein, dass weniger Informationen zwischen den Hirnhälften ausgetauscht werden (können).

Es gibt allerdings auch Studien, die einen Zusammenhang zum Krabbeln im Säuglingsalter herstellen. Kinder die lange Zeit gekrabbelt haben, haben eine stärkere Nervenverbindung. Und bei der "Meiner-ist-gleich-aufgestanden"-Fraktion ist die Verbindung schwächer.
Das macht für mich Sinn: Krabbeln ist eine reine Über-Kreuz-Bewegung. Also ein ideales Hirnhälften-Koordinations-Training.
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass man die Stärke von Nervenbahnen in gewissem Maß durch Training beeinflussen kann. 

Zurück zum Corpus callosum:
Wenn ich über eine schwächer ausgeprägte Nervenbahn die gleiche Menge an Informationen übertragen will, dann brauche ich ein Extra-Programm dafür. Also ein Navi, das die Nutzung dieser Datenautobahn so effizient wie möglich macht.
Falls es ein solches Navi gibt, verbraucht es mit Sicherheit zusätzliche Energie.
Als Folge sind die Kinder weniger leistungsfähig.
Machen schneller schlapp.
Sind Erschöpft.
ADS.

Ebenfalls Ende der 90er Jahre verkündeten Wissenschaftler, dass sie das DCDC2-Gen als Ursache für Legasthenie erkannt haben wollen. Das wäre dann sicherlich eine körperliche Befindlichkeit, die man weiter verfolgen könnte. Allerdings konnte ich keinerlei Veröffentlichung finden, die konkrete Aussagen in diese Richtung ermöglicht. Seit der Entdeckung dieser Zusammenhänge mit diesem Gen ist es merkwürdig still um diese Theorie geworden. Ich habe trotz intensiver Recherche keine aktuellen Informationen mehr dazu gefunden.

Zusammenfassend möchte ich es so formulieren:
Wissenschaftlich geht man heute davon aus, dass die Teile des Gehirns, die für Buchstaben und Zahlen zuständig sind, nicht optimal (miteinander) arbeiten.
Wenn ich dem vorhin erwähnten Wissenschaftler folgen will, dann scheinen andere oder abweichende Aktionsmuster in bestimmten Hirnarealen zu beobachten sein.


Legasthenie als Teil-Leistungsstörung

Heute weiß man, das die Auffälligkeit der Legasthenie nur einen Teilbereich des Menschen betrifft.

Deshalb empfiehlt es sich im Zusammenhang mit Legasthenie auch immer die anderen Gesundheitsgebiete mit einzubeziehen:


Legasthenie und das Hören

Wenn ein Kind eine Hörbeeinträchtigung hat, dann kann schon darin eine erhebliche Ursache für ein Erscheinungsbild wie Legasthenie liegen.

Das ist doch auch logisch: Wenn im Gehirn ein Wort „unsauber“ ankommt, wie soll das Gehirn dieses Wort dann ordentlich verarbeiten?

Dabei hat es mich regelrecht schockiert als ich erfahren habe: Bei einer Mittelohr-Entzündung (otitis media) kann das Hörvermögen bis zu 10 Monate lang beeinträchtigt sein kann.
Und das, obwohl die für uns erkennbaren Symptome bereits nach wenigen Tagen verschwunden sind.


Legasthenie und Aufmerksamkeit / Konzentrationsschwäche

Aufbauend auf dem letzten Absatz:

Stellen wir uns einmal kurz vor, dass ein Kind eine Beeinträchtigung des Hörvermögens hat.
Also: es hört nicht richtig.
Was macht es dann?

Ganz einfach: Es versucht aufmerksamer zu hören.
Indem es sich mehr konzentriert.
Was bedeutet es, wenn wir uns mehr konzentrieren?
Wir strengen uns mehr an.

Höhere Anstrengung bringt zwangsläufig einen hören Energieverbrauch mit sich. Das kennt jeder von sich selber.
Was bedeutet es, wenn wir mehr Energie verbrauchen?
Wir sind schneller erschöpft.
Am Limit.
Dann brauchen wir eine Pause.

Dann wollen wir uns doch diese Pause mal ansehen:
Wenn wir in einem Gespräch sind und eine Pause brauchen, was tun wir dann?
Wir ziehen uns ein wenig zurück.
Wir werden stiller.
Nehmen nicht mehr so aktiv an dem Gespräch teil.

Sollte das nicht möglich sein, dann verlassen wir vielleicht die Situation. Gehen auf’s Klo. Oder…

Übertragen auf die Schule heißt das, dass ein Kind mal (gedankenverloren) aus dem Fenster schaut.
"Hallo, hier spielt die Musik“ sagt die Lehrerin zu dem Kind.
Und zu den Eltern: „Ihr Kind ist immer so unkonzentriert…“


Legasthenie und Depression

Möglicherweise die Schattenseite der Legasthenie.

Schauen wir uns einmal das ganz normale Erleben eines Kindes mit Legasthenie an:

Die Lehrerin fordert das Kind zum Vorlesen auf.
Das Kind zögert zunächst.
Es liest dann recht holprig.
Die Betonung passt nicht so recht zu dem Text.
Zeichensetzung wird überlesen.

Das sind nur ein paar Beispiele, die für Kinder mit Legasthenie aber ganz typisch sind.

An welcher Stelle kommt irgend ein Mitschüler oder eine Mitschülerin auf den Gedanken einen blöden Spruch raus zu hauen?
So etwas wie
„Typisch!“
oder
„... es ist doch immer das selbe mit dem!“
oder
„Oh nee, nicht der schon wieder“.

Das ist Mobbing.
Aber für Kinder mit Legasthenie alltägliches Erleben.

Wie wirkt sich dieses Erleben aus?

Die Kinder fühlen sich ausgegrenzt.
Beim Sportunterricht wählt man sie als letzte.
Zumal wenn sie auch in ihrer Beweglichkeit langsamer sind.

Natürlich nehmen sich die Kinder solches Erleben zu Herzen.
Manche kommen damit besser zurecht - andere weniger gut.

Dieses Erleben kann der direkte Weg in eine Depression sein.

Also:
Augen auf.
Aufmerksam sein.
Immer.


Legasthenie und die anderen Fächer

Sind Kinder mit Legasthenie zwangsläufig schlechtere Schüler?
Klare Antwort: Ja und Nein.

Natürlich muss eine Legasthenie keine Auswirkung auf den Sport- oder Kunstunterricht haben. Es kann aber sehr wohl vorkommen.

Beim Mathematik-Unterricht wird es eher nachvollziehbar:
Bei Textaufgaben hat der Umgang mit Worten elementare Bedeutung.
Ein Kind das Probleme damit hat, Sinn-entnehmend zu lesen, hat als Folge Schwierigkeiten eine Aufgabe zu verstehen. Dann erfasst es den Sinn nicht und kann die Aufgabe nicht lösen.
Das bringt dem Kind eine schlechte Note in Mathe. Über seine mathematischen Fähigkeiten sagt es dabei aber überhaupt nichts aus.


Woran erkenne ich eine Legasthenie?

Durch aufmerksames Beobachten.
Klingt ein bisschen flapsig. Trifft aber zu.

Dabei sollten wir auf folgende Auffälligkeiten besonderes Augenmerk richten:

Symptome, die direkt mit Sprache und Text zu tun haben.

  • Schwierigkeiten beim Vorlesen von Texten
  • langes Zögern bevor mit dem Vorlesen begonnen wird
  • auffällig langsames Lesen
  • fehlerhafte Betonung
  • Vertauschen von Wörtern
  • Vertauschen von Buchstaben
  • Weglassen von Wörtern
  • Ersetzen von Wörtern durch andere Wörter mit ähnlicher Bedeutung.
  • Nicht-Beachten von Satzzeichen
  • Wörter werden nicht gelesen, sondern eher erraten
  • Text wird zwar gelesen - aber offensichtlich nicht verstanden
    (Kannst du mir bitte mal erzählen, worum es in dem Text geht?)


Verhaltensauffälligkeiten

  • Wenn Kinder häufig neudeutsch psychosomatische Beschwerden haben.
    So etwas wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Unwohlsein...
  • mangelndes Selbstwertgefühl
  • Schulangst

 

Sehen Legastheniker Texte möglicherweise anders?

Aus Berichten von Menschen mit Legasthenie weiß man, dass Texte offenbar manchmal anders gesehen werden. Die Schwierigkeit in diesem Bereich ist allerdings, dass es Betroffenen schwer fällt, das selber überhaupt zu erkennen.

Man hat heraus gefunden, dass verschiedene Phänomene auftreten können:

  • Zeilenabstände variieren
  • Im Zentrum ist die Schrift klar und deutlich, nach außen verschwimmt sie
  • Lücken unterschiedlicher Größe zwischen Wörtern
    teilweise aber auch innerhalb von Wörtern
  • verschwommene Wahrnehmung - beispielsweise Wellenbildung innerhalb des Text 
  • unterschiedliche Größe der Buchstaben

Ein paar Beispiele? Gerne:

Textbeispiel MIlchstraße
Textbeispiel Wirbel
Textbeispiel Verzerrung


Das Problem dabei:
Es ist - für uns als Eltern ebenso wie für die betroffenen Kinder - oft schwierig, diese Auffälligkeiten zu bemerken. Selbst wenn ein Kind vermutet, dass der Text „irgendwie komisch“ aussieht - oder auch 'anders als gestern' - dann schaut es beim Nebenmann in dessen Buch.
Dort sieht der Text aber genauso aus, wie im eigenen Buch auch.


Wann wird Legasthenie festgestellt?

In der überwiegenden Zahl der Fälle, wird eine Legasthenie am Ende der zweiten oder zu Beginn der dritten Schulklasse bemerkt.
Oder am Anfang der 5. Klasse auf der weiterführenden Schule.
Früher dachte man sogar, dass eine Legasthenie bis zur 5. Klasse bemerkt werden muss.
Wenn man es später bemerkt, dann sei es etwas anderes...


Kann man eine Legasthenie auch früher bemerken?

Da es sich bei Legasthenie um eine Problematik mit Wörtern und deren Schreibweisen handelt, ist das eher schwierig.

In unserem Kulturkreis lernen Kinder erst ab dem 6. Lebensjahr schreiben. Dabei bedarf es stetiger Übung. Dieser Prozeß startet mit einzelnen Buchstaben die zunächst mit Lauten in Verbindung gebracht werden. Und dann später zu Wörtern zusammen gefügt werden.
Aus den Wörtern werden dann Sätze.

Im Kindergartenalter könnte man also nur auf Basis bestimmter Verhaltensweisen versuchen, Rückschlüsse auf eine zu erwartende Legasthenie zu ziehen. Es gibt aber keine belastbaren Untersuchungen, die einen eindeutigen Zusammenhang - beispielsweise von der Aussprache bestimmter Laute oder Lautkombinationen mit einem zu erwartenden Legasthenie-Problem - erkennen lassen.


Auswirkung auf die Schul- und Berufslaufbahn

Berufe, die für Menschen mit Legasthenie nicht in Frage kommen, gibt es nicht. Das Thema Bewerbung und Berufswahl kommt aber später noch.


Welche Schulform für Kinder mit Legasthenie?

Früher landeten Schulkinder die Legasthenie hatten beinahe zwangsläufig auf der Sonderschule. Sonderschulen heißen heute nicht mehr so. Heute sagt man - je nach Bundesland - Förderschule, Förderzentrum, Sonderpädagogisches Bildungszentrum oder auch Schule mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt dazu.

Heute weiß man aber auch, dass Kinder, die ein Problem mit dem Erlernen des Lesens und Schreibens haben, dort nicht zwangsläufig hingehören.

Wahrscheinlicher ist, dass früher viele Kinder mit Legasthenie weit unter ihren Möglichkeiten unterrichtet wurden.
Es kann keine Empfehlung für eine bestimmte Schulform ausgesprochen werden. Die Hauptschule kann genauso in Frage kommen wie ein Gymnasium.


Gibt es Erleichterungen für Kinder mit Legasthenie in der Schule?

Viele Eltern haben den Wunsch ihren Kindern Schwierigkeiten möglichst aus dem Weg zu räumen. Speziell bei Legasthenie wünschen sich viele Eltern, dass ihr Kind einen Nachteilsausgleich bekommt.


Nachteilsausgleich bei Legasthenie 

Es gibt keine bundesweit einheitliche Regelung für einen Nachteilsausgleich bei Legasthenie.
Da Bildung in unserem Land Angelegenheit der Bundesländer ist, haben die Kultusministerien derartige Regelungen in Erlassen geregelt.
Hier gibt es jetzt keine Übersicht über die aktuellen Regelungen der einzelnen Bundesländer.

Allerdings weise ich darauf hin, dass in den Erlassen oft nur unkonkrete Angaben enthalten sind. Die Umsetzung überlässt man in den Ministerien offenbar lieber den Schulen.

Das kann man jetzt als Nachteil erkennen.
Es bietet aber gleichzeitig auch eine riesige Chance:
Alles, was nicht konkret definiert ist, kann individuell besprochen werden.
Es zeigt sich also, dass jede Medaille zwei Seiten hat.

Benotung

Manchmal werden für Kinder mit Legasthenie einfach die Bewertungs-Maßstäbe verschoben. 

Konkret bedeutet das: Ein Kind darf mehr Fehler machen um eine drei zu bekommen, als ein unauffälliger Rechtschreiber.


Mehr Zeit

Auch ein bewährtes Mittel:
Lehrkräfte geben Kindern mit Legasthenie einfach ein bisschen mehr Zeit für eine bestimmte Aufgabe.
Wie viel Zeit es zusätzlich gibt ist wiederum nicht geregelt.
Eine Lehrerin mag 10 Minuten zusätzlich als ausreichend empfinden.
Eine Kollegin 20 Minuten.
Und eine Mutter vielleicht 30.
Je nach Ergebnis…


Weniger Text

Dazu passt auch, dass Kinder manchmal weniger Text schreiben müssen, als die anderen.
Bei beiden Varianten weise ich darauf hin, dass die Kinder selbst sich dessen ständig bewusst sind.
Ein Kind mit Legasthenie das für eine Leistung gelobt wird, weiß sehr wohl, dass die Bewertung nach anderen Kriterien erfolgt ist, als bei den anderen Kindern.


Aufgaben vorlesen 

Wird erfahrungsgemäß gerade im Mathematik-Unterricht praktiziert. Textaufgaben werden den Kindern mit Legasthenie vorgelesen.
Damit soll sichergestellt werden, dass wirklich das Wissen in Mathematik geprüft wird.
Und es soll verhindert werden, dass eine Aufgabe nicht oder verkehrt gelöst wird, nur weil der Inhalt nicht oder falsch verstanden wurde.


Der Nachteil des Nachteilsausgleichs bei Legasthenie

Da erlaube ich mir einen Hinweis:
Ein Nachteilsausgleich ist ein Hilfsmittel und wird möglicherweise im ersten Moment sehr positiv empfunden.

Wird ein Nachteilsausgleich gewährt, dann muss im Zeugnis darauf hingewiesen werden. Das gilt für alle Zeugnisse, solange der Nachteilsausgleich angewendet wird. Also im Zweifelsfall auch bis zum Abitur.
Diese Zeugnisse werden häufig bei Bewerbungen für eine Ausbildung den zukünftigen Betrieben vorgelegt.
Wie wirkt dann ein solcher Hinweis im Zeugnis?


Gibt es den Nachteilsausgleich auch im Studium

Ein Nachteilsausgleich kann auch im Studium gewährt werden. Gesetzlich ist nach meiner Kenntnis aber nur verankert, dass bei Vorliegen einer chronischen Erkrankung ein Nachteilsausgleich gewährt werden muss.

Da Legasthenie bei uns nicht als Krankheit anerkannt wird, würde ich jetzt folgern, dass eben kein gesetzlicher Anspruch besteht.

Dennoch wird aber immer immer wieder davon berichtet, dass ein Nachteilsausgleich bei Legasthenie gewährt wurde. Es scheint also auch in diesen Fällen auf das individuelle Verhandlungs-Geschick anzukommen.

Mein Fazit zum Nachteilsausgleich?

Sei unbedingt aufmerksam.
Und lies unbedingt meinen Artikel, worauf du unbedingt achten musst, bevor dein Kind einen Nachteilsausgleich bekommt.


Kann ich trotz Legasthenie eine Fremdsprache lernen?

Und wenn ja, welche?

Selbstverständlich.
Dabei kann es zu vergleichbaren Problemen kommen, wie in der deutschen Sprache auch. Es muss aber nicht dazu kommen.

Auch unter Kindern, deren Rechtschreibung total unauffällig ist, gibt es welche, die eine größere Sprachbegabung haben als andere.
Das mag bei Legasthenikern genauso sein.

Bei Fremdsprachen bei denen sich die Schreibweise nur unwesentlich vom gesprochenen Wort unterscheidet, kann es einfacher sein. Einen Nachweis, von dem sich das konkret ableiten lässt konnte ich allerdings nicht finden.
Hier findest du noch mehr zum Vokabel lernen trotz LRS.


Macht es einen Unterschied welche Schriftart ein Kind mit Legasthenie verwendet?

Druckschrift, Vereinfachte Ausgangsschrift, normale Schreibschrift… ob Kindern mit Legasthenie das eine oder das andere leichter fällt, ist nicht durch Untersuchungen belegt.


Auswirkungen der Legasthenie auf das Erwachsenen-Leben

Viele Legasthenikern berichten davon, dass sie immer besser mit ihrer Legasthenie leben gelernt haben.

Daraus könnte man den Rückschluss ziehen, dass die Problematik der Legasthenie offenbar das gesamte Leben lang fort besteht. 


Welche Auswirkungen hat die Legasthenie auf die Berufswahl

Grundsätzlich keine.
In unserem Land steht jeder Beruf grundsätzlich erst einmal jedem Menschen offen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch mit Legasthenie den Beruf des Journalisten wählt ist vielleicht geringer. Obwohl es auch dafür Beispiele gibt.
Ob bei Einstellungstest der Bewerber mit Legasthenie ausgewählt wird, oder ein gleichwertiger Bewerber ohne Legasthenie, sei jetzt mal dahingestellt. Zumal, wenn im Zeugnis der Hinweis auf den Nachteilsausgleich enthalten ist.

Stell dir vor, du bist Personalchef eines Unternehmens.
Du hast die Wahl zwischen zwei Bewerbern.

  • Beide haben die exakt gleichen Noten in den Zeugnissen.
  • Beide haben die genauso exakt gleichen Ergebnisse in den Tests, die ihr mit ihnen gemacht habt.
  • Beide machen den gleichen sympathischen Eindruck im Gespräch.
  • Beide sehen gleich gut aus. ;-)
  • Beide gleich …

Bei einem der beiden steht unter dem Zeugnis, dass für die Bewertung in Deutsch der Nachteilsausgleich für Legathenie berücksichtigt wurde.

 Welchen stellst du jetzt ein?


Welche Bedeutung hat eine Legasthenie auf das Lernen?

Möglicherweise ein sehr große.
Allgemein lässt sich sagen, dass die Form, wie unterrichtet wird seit Jahrzehnten die gleiche ist. Da ist wenig Flexibilität zu erkennen.
Lehrer stehen vor Klassen und wollen ihr Wissen an die Schüler weitergeben.
Gerade, was den Umgang mit Sprache in Wort und Schrift angeht, werden keine unterschiedlichen Methoden angeboten. Mehr dazu findest du in diesem Artikel, über die Dinge über die man in der Schule nicht spricht...


Bin ich schuld an der Legasthenie meines Kindes?

Ich hatte vorhin schon erwähnt, dass Wissenschaftler erkannt zu haben glauben, dass das DCDC2-Gen mit Legasthenie in Zusammenhang stehen soll. Insofern wäre eine genetische Komponente klar.

Eine - zugegeben nicht repräsentative - Umfrage unter befreundeten Lerntrainern ergab, dass etwa 3/4 der Betroffenen Jungen sind. Und nur 1/4 Mädchen. Auch diese Verteilung deutet auf eine genetische Komponente hin. 

Auch geben viele Eltern, deren Kinder Probleme durch Legasthenie haben, an, dass „auch der Opa Probleme mit dem Schreiben hatte“.


Tests zur Legasthenie

Wer stellt eine Legasthenie fest?

Ich gebe es zu:
Ich empfehle dir dein Kind nicht testen zu lassen.
Warum?
Sage ich dir in einem Extra-Beitrag über LRS-Tests.

Im Internet findest du Legasthenie-Tests ohne Ende. Allerdings haben die meisten davon keine oder zumindest kaum Aussagekraft.

Ich gehe davon aus, dass dich diese Frage interessiert, weil jemand eine Bescheinigung der Legasthenie deines Kindes von dir haben will.
Das kann beim Jugendamt oder der Schule der Fall sein.
Da ist es wichtig zu wissen, wer dafür in Frage kommt.
Es gibt in Deutschland dazu aber leider keine einheitlich festgeschriebene Regelung.

Meine Empfehlung: Frage dort nach, wo man diese Bescheinigung von dir verlangt. Aber sei nicht überrascht über die Reaktionen. ;-)


Welche Testverfahren werden angewendet, um eine Legasthenie zu erkennen?

Der PISA-Test ist in aller Munde.
Erst waren wir erschrocken - weil wir so extrem nachteilig abgeschnitten haben.
Mittlerweile hat sich das ein wenig gebessert.

PISA hat übrigens nichts mit der Stadt in Italien und dem Turm zu tun.
Es steht für „Programms for international student assessment“.
Auf deutsch übersetzt also „Programm zur internationale Schüler Bewertung.“
Zum Thema Legasthenie sagt die PISA-Studie allerdings nichts aus.


Testverfahren,  mit denen geprüft wird, ob ein Kind eine Legasthenie hat, gibt es beinahe unendlich viele.
Ich will die hier jetzt nicht alle beschreiben.
Nur soviel: Alle Programme verbergen sich hinter Abkürzungen. :-)

  • DRT = Deutscher Rechtschreibtest
  • WRT = Weingarten Grundwortschatz Rechtschreibtest
  • HAMLET = Hamburger Lese-Test
  • KNUSPEL = Knispels Leseaufgaben
  • ZLT = Züricher Lesetest
  • HSP = Hamburger Schreibprobe

Diese Auswahl ist eher zufällig gewählt und sagt nichts über Qualität oder Leistung der einzelnen Tests aus.

Wichtig für Eltern ist nur eines:
Es gibt keine eindeutige Regelung, welches Testverfahren zur Diagnose von Legasthenie anzuwenden ist.
Das würde es allen Beteiligten einfacher machen.
Oder zumindest vergleichbar.

Ich habe in 20 Jahren Arbeit in diesem Bereich alles erlebt:

  • Unterschiedliche Anforderungen von Schulen für Legasthenie-Gutachten.
  • Abweichende Auskünfte von Kultusministerien.
  • Von Schulpsychologen nicht anders.
  • Abweichende Anforderungen von Jugendämtern.
  • ...

Welcher Arzt kennt sich mit Legasthenie aus?

Welcher Arzt für eine Diagnose wie Legasthenie zuständig ist, ist ebenso nicht eindeutig geregelt.
Kinderärzte, Kinderpsychologen oder Kinderpsychiater. Alles denkbar.
Oder auch Schulpsychologen, Heilpraktiker oder Legasthenie-Trainer?

Als ich es mal genau wissen wollte, habe ich einfach bei der Grundschule angefragt, von wem die Bescheinigung für die Legasthenie denn sein solle.
Die Antwort war mehr als überraschend:
„Ist mir eigentlich gleichgültig. Hauptsache ich habe etwas, was ich hier in die Akte nehmen kann.“


Bekomme ich eine Bescheinigung über die Legasthenie?

Auch hierfür gibt es in unserem Land keine eindeutige oder allgemein gültige Regelung. Auch wenn das schwer vorstellbar erscheint. Wo doch bei uns immer alles geregelt ist…

Kombiniere die letzten beiden Fragen:
Wenn nicht klar ist, wie getestet werden soll und auch nicht eindeutig ist, wer das machen darf… dann kommt es kaum darauf an, wie die Bescheinigung dafür aussieht.


Wer trägt die Kosten einer Legasthenie-Behandlung?

Salopp geantwortet: Immer der, der fragt.
Es nutzt das ganze Drum-herum-reden nichts.

Es ist auch nicht wichtig, ob wir den Grund verstehen:
Legasthenie ist bei uns NICHT als Krankheit anerkannt.
Damit fällt die Krankenkasse als Zahler schon mal aus.
Jede Form der Hilfe oder Therapie ist deshalb selbst zu bezahlen.
Manchmal wird argumentiert, dass das Jugendamt die Kosten übernimmt.


Kostenübernahme durch das Jugendamt bei Legasthenie 

Es wird immer wieder §35 a genannt.

Nach diesem Paragraphen kann das Jugendamt unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für eine Therapie ganz oder teilweise übernehmen. Vielen Eltern scheint das ein Rettungsanker zu sein.

Das Jugendamt muss aber nach § 35 a nur leisten, wenn dem Kind eine „seelische Behinderung“ droht. Oder eine solche vorliegt.

Diese seelische Behinderung muss von einem Kinderpsychologen oder Kinderpsychiater bestätigt werden. Doch wirklich: Er soll nach ICD-10 eine Erkrankung bestätigen, die es bei uns so gar nicht gibt.

Ich möchte an diesem Punkt zu bedenken geben, dass diese Erkrankung ab dem Moment in der Krankenakte des Kindes steht.
Vielleicht denkst du gerade, dass dies ja nicht weiter schlimm ist.
Mir erzählte ein Mitarbeiter aus der Personalabteilung eines großen Werkes, dass sie sich bei Bewerbungen grundsätzlich eine Erklärung auf Verzicht der ärztlichen Schweigepflicht geben lassen. Das hat mir dann - gerade in diesem Zusammenhang - doch sehr zu denken gegeben.


Welche Kosten entstehen bei einer Legasthenie-Behandlung?

Das kommt ganz darauf an.
Legasthenie-Training, Legasthenie-Hilfe, Legasthenie-Programm…Lerntherapeut, Lerntrainer, Nachhilfe-Institut.

All diese Bezeichnungen sind in Deutschland gesetzlich nicht geschützt. Kann sich also jeder als Türschild neben den Eingang pinnen.

Es gibt auch keine Ausbildung als Legasthenie-Therapeut. Auch wenn manchmal der Versuch gemacht wird einen entsprechenden Eindruck zu erwecken: Es handelt sich nicht um behördlich anerkannte Ausbildungsgänge.


Unter diesem Aspekt ergibt sich daher auch ein recht 'variabler' Kostenrahmen.

Mir haben Eltern davon berichtet, dass sie manchmal gar über mehrere Jahre hinweg bis zu 280 Euro pro Monat für die Legasthenie-Förderung ihres Kindes bezahlt haben. Das macht im Jahr 3.360 Euro.
Ein Vater zahlte für zwei Fächer (guter Kunde bekommt Rabatt) nur 380 pro Monat. Sei so lieb und rechne das selber aus...

Und wenn es bei deinem Kind ausreicht, wenn ein Mitschüler ihm Nachhilfe gibt, dann bekommt auch dieser Mitschüler dafür ein bisschen Taschengeld. Wie viel magst du ihm geben?
7 Euro pro Stunde?
Zu wenig?
Selbst diese niedrige Summe addiert sich aber auch schon auf 300 - 350 Euro pro Jahr. 

Mir ist auch ein Förderprogramm bekannt, wo Eltern und Kinder drei Wochen Urlaub in betreuter Atmosphäre machen. Wirklich mit ganztägiger Betreuung und intensiver Förderung und Trainings.
Das Ganze zu einem Gesamtpreis nur knapp über der 10.000-Euro-Marke.

Es gibt aber auch eine viel günstigere Lösung bei LRS...

Welchen Nachweis brauche ich für die Schule?

Wie vorhin schon beschrieben:
Frag die Schule, was für einen Nachweis man dort haben will.
Und von wem der ausgestellt sein muss.
Frag nach.
Verweise darauf, dass dein Kind doch sicher nicht das erste mit dem Problem Legasthenie an der Schule ist. "Wie haben Sie das denn in den anderen Fällen gehandhabt"?


Hilfe bei Legasthenie 

Wie kann ich meinem Kind bei Legasthenie helfen?

  • Zunächst solltest du deinem Kind gegenüber Verständnis aufbauen.
  • Reduziere dein Kind bitte auf keinen Fall auf seine Legasthenie.
  • Versuche deinem Kind so viel Druck wie möglich zu nehmen.
    Druck bekommt es eh schon von allen möglichen und unmöglichen Seiten.
  • Mache deinem Kind klar, wo das Problem überhaupt herkommt.
  • Schließlich macht dein Kind ja keine Fehler, weil es dich - oder irgend jemand anders - damit ärgern will. Ja, ich gehe sogar soweit, dass es ja nichts dafür kann.
  • Versuche dein Kind aufzubauen.
    Moralisch stark zu machen.
    Tue Dinge, die sein Selbstbewusstsein stärken.
    Die es aufbauen.


Wie unterstützt die Schule mein Kind bei Legasthenie?

Wahrscheinlich (zu) wenig.
Das ist leider die Erfahrung aus mehr als 20 Jahren Arbeit in diesem Bereich.
Ich weiß, dass es Lehrkräfte gibt, die sich extrem für Kinder mit Legasthenie einsetzen. Förderlehrer, die sich wirklich intensiv bemühen.
Nur leider sind diese Menschen rar gesät.
Es gibt viel zu wenig davon.
In der weit überwiegenden Zahl der Fälle, weiß an den Schulen niemand etwas darüber, wie konkrete Hilfe bei Legasthenie aussehen könnte. 


Welche Förderung ist sinnvoll bei Legasthenie?

Jede, die deinem Kind hilft.
Doch wirklich, das meine ich so, wie ich es hier schreibe.

Wenn deinem Kind ein Programm zur Förderung des Selbstbewusstsein hilft - dann ist dieses Programm für dein Kind richtig.

Wenn dein Kind an einen Nachhilfelehrer gerät, bei dem es einfach mehr Spaß am Lesen und Schreiben hat - dann ist dieser Lehrer und das, was er macht, ganz offenbar richtig für dein Kind.

Wenn dein Kind an ein Legasthenie-Institut gerät, wo es (am besten von sich aus) gerne hingeht und seine Leistungen besser werden - dann ist dieses Institut für dein Kind richtig.

Der letzte Absatz umreißt ganz gut die Kriterien, die ich an ein Training anlegen möchte:

  • Es soll Freude machen
  • Es sollte motivieren
  • die Zahl der Fehler sollte sinken.
  • Verbesserungen müssen innerhalb weniger Wochen oder Monate erkennbar sein


Gibt es spezielle Trainingsprogramme für Legasthenie?

Gibt das mal bei Google ein… Du wirst erschlagen von dem Angebot.

Da ist alles dabei:
Nachhilfe-Einrichtungen, Legasthenie-Institute, Verbände, Vereine.

Auch hier nur aus meiner Erfahrung:
Es gibt ein paar Dinge, die du unbedingt beachten solltest, bevor du dein Kind bei einer solchen Institution anmeldest.

Bei mir haben schon Betreiber von Nachhilfe-Einrichtungen angefragt, was sie mit den Kindern machen können.
Die Nachfrage als solche hat mich erst einmal gefreut.
Erstaunt hat mich, dass diese Einrichtungen Werbung damit machen, dass sie speziell Kindern mit Legasthenie helfen können...


Kann ich mein Kind mit speziellen Übungen zuHause unterstützen?

Ein klares Ja.
Aber nur, wenn du mir ein klein wenig Eigenwerbung erlaubst:
Mein Programm, das Wortbilder-Spiel, zeigt dir, wie Wörter lernen auch auf eine andere Art und Weise geht. Auch für dein Kind.
Der Zeitaufwand dafür beträgt gerade einmal eine Viertelstunde.
Möglichst täglich.
Klingt das interessant für dich?
Dann hole dir hier alle Informationen zum Wortbilder-Spiel.
Trage dich jetzt gleich zum Free-Bereich ein:

Vier Wochen
Test-Zugang zum internen Bereich des
etwas anderen Lernprogramms.
Kostenlos. Unverbindlich.

Garantiert kein Spam.
Abmeldung jederzeit möglich.


Braucht mein Kind Nachhilfe wegen der Legasthenie?

Nachhilfe ist vielleicht nicht der richtige Begriff.
Unterstützung trifft es vielleicht besser.
Die wünsche ich jedem Kind, wenn es Probleme hat.
Bei Legasthenie.
Aber auch bei anderen Themen.


Realität und Legasthenie

Wer darf therapieren bei Legasthenie?

Da selbst die Berufsbezeichnung Legasthenie-Therapeut bei uns nicht gesetzlich geschützt ist… kann das eigentlich jeder.
Nein, halt.
Können ist falsch.
Aber es DARF jeder.
Ob er es kann oder nicht.
Für Eltern ist das keine wirklich befriedigenden Situation, oder?


Wo finden Lehrer Tipps, wie sie mit Legasthenie umgehen können?

Überall.
Nur wahrscheinlich nicht in der Schule. ;-)

Lehrer, die das hier gerade lesen, sind auf dem richtigen Weg.
Es bleibt ihnen nur, sich durch eigene Initiative zu informieren.


Wo finden Eltern Tipps?

Das Internet ist voll davon.
Du findest Tipps ohne Ende.
Darf ich einen persönlichen Tipp loswerden?

Gerne:
Egal was du findest.
Spüre in deinen Bauch hinein, wie es sich da drinnen anfühlt.
Wenn alles ruhig bleibt - dann informiere dich intensiver.
Wenn’s zwickt - dann nichts wie Finger weg!


Wie erlebt mein Kind mit Legasthenie seinen Alltag?

Schwierig.
Leider.

Aber wir als Eltern können hier nur vermuten:

Sein Selbstwertgefühl ist wahrscheinlich in Mitleidenschaft gezogen.
Irgendwelche blöden Sprüche von Mitschülern hört dein Kind jeden Tag. Und die anderen machen das gar nicht aus bösem Willen.
Ziemlich sicher kommen blöde Sprüche nicht nur von Mitschülern. Lehrerinnen und Lehrer können da durchaus auch ihren Teil zu beitragen.
Das kann bis zu Mobbing gehen.
Das kann sogar eine Straftat sein.
Versuche bitte immer wachsam zu sein.


Fazit

Geht die Legasthenie irgendwann weg?

In zahlreichen Veröffentlichungen ist zu lesen, dass man mit Legasthenie leben lernen muss.
Diese Ansicht ist recht weit verbreitet.
Bei LRS sieht man das manchmal anders.
Anfangs hat mich immer erstaunt, dass selbst gestandene Professoren diese Ansicht teilen. Und nicht nur das: Ich kenne einen, der hält diese Ansicht für richtig.
Wie anders habe ich das wahrgenommen, als ich erfuhr, dass eben dieser Professor mehrere Kinder hat, die scheinbar Legasthenie haben. Für seine eigenen Kinder hat der Professor kein wirksames Mittel gefunden. Er konnte ihnen nicht helfen.
Was soll er da nach außen vertreten?


Muss mein Kind wirklich mit seiner Legasthenie leben lernen?

Nein.
Vielleicht muss dein Kind nur eine Art und Weise kennen lernen, mit der es die Schreibweise der Wörter behalten kann.
Zumindest ist das immer mein erster Ansatz.

Ganz deutlich:
Ich behaupte nicht, dass ich irgend ein Allheilmittel gegen Legasthenie entdeckt habe.
Aber ich habe eine Methode entwickelt, mit der die meisten von Legasthenie betroffenen Kinder recht gut Schreiben lernen.
Obwohl das vorher nur sehr schwierig zu bewerkstelligen war.
Oft konnten die Kinder sich das gar nicht vorstellen.
Plötzlich hatten sie sogar Freude am Schreiben.
Und konnten es selbst kaum fassen, wie einfach das ist.
Welche Auswirkungen diese Erfahrung auf ihr Selbstbewusstsein hatte, kannst du dir jetzt selber denken. Oder?


Wie kann ich mein Kind am besten unterstützen - damit es seine Legasthenie los wird?

Indem du dich informierst.
Und mein Programm ausprobierst.

Mir ist das so wichtig, dass du das testest, dass ich dir darauf sogar eine Erfolgs-Garantie gebe.
Neugierig?

Vier Wochen
Test-Zugang zum internen Bereich des
etwas anderen Lernprogramms.
Kostenlos. Unverbindlich.

Garantiert kein Spam.
Abmeldung jederzeit möglich.